13 Gedichte (2000)
dreizehntes (13.)

Mäuseplage (mit Lösungsansatz)

Die Mäuse sind nicht lieb zu mir,
sie essen Pralinen, sie trinken Bier
und gehen in meine Fallen nicht.
Ich glaube, es sind ihrer vier.

Sie sind schon fort, kaum macht man Licht,
man kriegt sie selten zu Gesicht.
Sie schrecken mich und scheissen alles zu,
sie sind zu schnell, ich krieg sie nicht.

Es rascheln die Nager des nachts beim Küssen
sie knabbern gerne meine Nüssen.
Ruh’ ist die erste Bürgerpflicht.
Ich werde sie vergiften müssen.

zwölftes (12.)

Gedicht (Über Das Schwere Leben):

Der Maler sagt: ich habe feine
und sehr geschickte Hände.
Es stimmt auch: bisher konnte keine
Frau (oder auch Fräulein) wirklich Einwände
diesen Umstand betreffend erheben.
(Tatsache. Ohne anzugeben.)

Der Maler spricht weiter: es ist leicht grau
jedoch attraktiv meine Schläfenhaar.
So mancher Dame wurde flau,
(ohnmächtig einige sogar).
Gekämmt und gestrichen wurd’ es von ihnen.
Zwei-drei pilgerten gar bis nach Lourdes von ihnen.

Der Maler verzweifelt: Was kann ich dagegen,
dass die Frauen (und Mädchen) auf mich stehn?!
Er ist wirklich bescheiden. Doch seinetwegen
kann es immer (und ewig) so weitergehn:
Er will alle schöne Frauen küssen.
(Sie werden ihn nicht zwingen müssen.)

elftes (11.)

Poem aus winterabendlicher Sehnsucht.

Gips Dich noch? / Ich glaube, doch. / Bis Du da? / Ich glaube, ja. / Das Jahr
verfliecht / ich bin vergnücht. / Doch hör ich nich / ein Wort von Dich, / dann
heule ich / bald fürchterlich. / Diese Zeilen reumt / Dir Röser, Dein Freumd.
(und schon is Schluss, / weil ich Abendessen muss.)

zehntes (10.)

Sehr früher Morgen (mit Philosophie)

Das Auge tränt,
es reibt sich in Gedanken.
Oft wird erwähnt,
wie Zähren sich um Sorgen ranken.
Da müssen sie nicht mühvoll graben.

Dass wir jedoch
der Vorstellung erliegen!:
Sie tränen noch,
wenn sich die Balken verbiegen.
Weil sie die Nachwelt im Auge haben.

neuntes (9.)

Rad und Tat (von Joachim Ringelnatz)

Das Fahrrad klappert lustig im Gestad
Tapeng! tapeng! es rüstet leicht gekrümmt nach hinten links.
Ich liebe es mein grünes Hinterrad,
Und wundre mich doch: noch gestern abend gings!

Die Frau wills wissen,
sonst weint sie in die Kissen.
Ich muß erbraven,
sonst ohne Beischlaf schlafen.

Nur hurtig schnell das Eisen abgesägt
Rapüh! rapüh!: Die Säge sägt, die Strebe strebt hinfort;
wer nicht ein solch Getuhe gern erträgt
wirft Säg und Rad und Bettstatt besser fort.

Oh Mensch! den Rat ergeb ich dir:
Sei klug und säg vor deiner Tür.

achtes (8.)

Der lustge Pilzkopf steht im Walde
er will nicht sing'n, nur gepflücket sein,
Schneid ihn hinfort mit Messern balde,
Auf daß noch weitre dortselbsten gedeihn!

Das leckre Bier mit Wasser ereilet
aus reinstem klaren Sprudelquell.
Wer fürderhin nach andrem gescheilet*
muß nunter in die Höll!

In heiserem Trabe dahin und daher
wie auf des Messers Schneide!
Der Böse wo den Trunk nicht ehrt,
den's nach dem Pilzesschmaus gereute,
mit ihm wird länger nicht verkehrt,
von männlich wie weiblicher Seite.

*altdeutsches Wort für "geschielt"

siebentes (7.)

Artistenunterhaltung

(Er:)
Ich kann mich mal ganzschön am Arsch lecken!
(Sie:)
Ich mich auch!
(oder umgekehrt.)

sechstes (6.)

Ein Gedicht gegen den Krieg!
(es stellt auch das ungehemmte Pilzwachstum an den Pranger)

Zwei Füssiliere schossen nicht
wie Pilze aus dem Boden.
Sie kamen vor ein Pilzgericht,
denn nicht schiessen war ihnen verboten.

Die beiden wurden standrechtlich
und brauchten nicht mehr dienen.
Sie lagen und erholten sich.
Und Pilze wuchsen auf ihnen.

fünftes (5.)

(Los Pulqueros; Dritter Akt, letzte Szene)

(Eine halbverfallene Hütte am Rande eines wilden Gebirgs.
Seiboldo, der Wirt der Schänke sitzt friedlich auf einer Bank und betrachtet den
Mond, der über den schroffen Felsnadeln aufgeht.)
El Pulquero (von rechts kommend):
Wirt, bring er mir den Trunk,
die Nacht ist da,
der Beutel prall geföllet!
noch bevor ich ihm wunk,
sonst ist für ihn die Nacht erschwöllet!
Seiboldo:
So sei es, ja!
Wohlan, wackrer Grimme,
hab ich nicht im dunklen Keller
was dein Herze begehret?!
Bring ich's fürderhin schlimme,
und randvoll den Teller,
der balde gelehret!
(verschwindet eilfertig in seine Pulqueria)
Los Pulqueros (treten Krüge schwingend hinter den Bäumen hervor):
Schmaus und Mord,
wie's uns gelüstet,
hier und dort,
wir sind gerüstet!
Seiboldo (tritt beflissen von links aus dem Schober, in der Linken den Krug,
in der Rechten den Teller mit einem traditionellen Bohnengericht):
Hier ist, worauf ihr höffet!
Hat nicht mein eigen Fleisch und Blut -
El Pulquero gibt ein knappes Zeichen, woraufhin Los Pulqueros dem Wirt
lachend ermeucheln und berauben.
Los Pulqueros:
Wohlan, wohlan,
Der Wicht ist hinüber,
die Nacht dumpft schwer,
der Streich war ein toller,
gesagt und gleich getan,
reichts Biere herüber,
der Teller leer
der Beutel voller!
(alle ab.)
Don Röser (zornig hinter einem Felsen hervortretend)
Ich muß in rachen,
- groller und groll -
den unschuldgen Wirtsmann:
Ich rette die Schwachen!
Das Mass ist voll,
Pulquero ist dran!
(hinter den Räubern her, Vorhang)

viertes (4.)

weihnachtsahnung (mit gutem ausgang)

der winter hat sich eingezogen. - der erste frost ist vor der tür. - die vögel
sind in urlaub geflogen. - ich glaube, ich kann nichts dafür. - - - - - - - -

die tage werden klein und kürzen. - die kümmerhafte helligkeit. - wir essen
kuchen mit gewürzen. - und weihnachtsfest ist nicht mehr weit. - - - - - - - -

am baum sind birnen und lampengehenke. - die flure schick in weißem frack. -
mir bringt der nikolaus geschenke. - die andern steckt er in den sack.

drittes (3.)

von Andreas Gryphius (1616-1664)

Paragone Anno 1999
(Schönes Gedicht über das Ende eines Bildhauers bzw eines Malers)

Wer Bilder haut
und sich nicht traut,
Dieselben auch zu malen,
Dem geht's nicht gut:
Mit Haut und Hut
muss er dafür bezahlen.
In der Hölle wird er schmoren,
Der Teufel zieht ihn an den Ohren.

Der Maler jedoch
Kommt nicht ins Loch;
Er ist ja lieb gewesen.
Er hat Frauen und Torten
Von allen Sorten
Und lebt von Ruhm und Spesen.
Im Häuschen am Toskanahimmel.
Die Sonne scheint ihm auf den Pimmel.

zweites (2.)

Gutenachtlied
(von Mattias Claudius)

Sieh', Mutter, wie die Vögeln
Vorm Fenstern jetzt im Herbste wieder
Sich verlustieren und verprögeln.
auf Nasen und auf Augenlider.

[Die Katze streicht sich über den Bauch.
(der Kleine sieht sie aber nicht.)
Sie mag die Vögeln, die Mäuse auch
Von Null bis 400 Gramm Lebendgewicht.]

Doch halt - sie tragen Federkleider,
Wo der Pappa ganz nackig und überhaupt.
An seltenen Stellen behaart, z.B. weiter
Unten, wo die Beine angeschraubt.

Den Satz kaum beendet, sind dem Kleinen
die Äugelein schlummericht zugegangen.
Sein Vater hat eilends - in Hosenbeinen
- die gefährlichen Katzen vorm Hause gefangen.

Die Vögelein können auch fliegen,
Wir haben keine Federn und Nester.
Bald fliegen sie in den Süden.
Wir bleiben hier bis nach Silvester.

erstes (1.)

Urlaubsliebesgedicht

Ich fahre ins Glück.
Ich denke an Dich.
Bald bin ich zurück.
Vergiß mich nich.

Alle sind gleich.
Aber sehn verschieden aus.
Bald bin ich reich.
Mein Name ist Klaus.

Gold und Diamanten
zu gleichen Teilen
geb ich meinen Tanten
nur aus Langeweilen.

Das Wetter ist gut.
Die Sonne sie scheint.
Froh ist mein Gemut.
Bald sind wir vereint.

Klaus ist mein Name nicht.
Herr Röser nennt man mich.
Dieses gute Gedicht
schrieb ich nur für dich.
kontakt
terminkalender