Eröffnung der Ausstellung, 8.Oktober 2004, 20.15 Uhr

Dichterlesung aus: „In den Fängen des Wassermannes: Kapitän Röser in geheimer Mission“ von Christof Röser.

Aus: „In den Fängen des Wassermannes: Kapitän Röser in geheimer Mission“ von Edward Hamilton,

Aus dem Englischen von Christof Röser.

 

(Was vorher geschah: Die Welt wird von einem geheimnisvollen Syndikat unterwandert, das eine tödliche und illegale Droge unter die Leute bringt: ein „Mineralwasser“ genannter Stoff, der die Menschen verjüngt. Das Problem ist, dass jeder der es einmal eingenommen hat, das Wasser immer wieder nehmen muss, weil er sonst plötzlich ganz schnell altert und tot umfällt.

Bundeskanzler Klaus Seibold (gespielt von Normann Seibold) hat seine besten Geheimagenten, insbesondere Erich Gosslar (gespielt von Erich Honegger) und Monique von Weithershausen (gespielt von Madonna) auf den Fall angesetzt, aber bis heute konnte das Kartell nicht zerschlagen werden. Es bleibt nur noch eine Möglichkeit: Kapitän Röser (gespielt von Arnold Schwarzenegger) zur Hilfe rufen.

Der eilt auch gleich mit seinen Freunden Olf – ein synthetischer Mensch (gespielt von Uwe Ochsenknecht), 22/9  - ein Roboter (Roberto Bennini), der immer sein steinernes Haustier Hennrich (Hans Clarin) auf den Schultern trägt, und Simon Nomis (Ernest Borgnine) – der Mann ohne Beine und ohne besondere Eigenschaften – herbei.

Auf der Venus wird eine Falle gestellt: Olf verkleidet sich als reicher, alter Mann und geht in die Praxis des weltberühmten Doktors Agony Müller (Klaus Kinski), um ihn zu bitten, ihn wieder jung zu machen, was der natürlich nicht kann. Trotzdem glauben die Freunde, damit die Verbrecher anzulocken und warten jetzt in einer unter einem falschen Namen angemieteten Villa am Stadtrand auf deren kommen. Aus Langeweile streiten sich Olf und 22/9)

 

„Um Gottes Willen, hört auf, euch zu streiten!”, rief nun beider Vorgesetzter auf Freundschaftsbasis. „Die Nacht ist hereingebrochen. Die Schmuggler haben unseren Köder geschluckt und werden jeder Zeit bei uns auftauchen.“ „22/9, du hältst dich und Hennrich draußen auf, bedeckt und die Augen von euch beiden offen. Sie werden vermutlich nicht mit einem anderen Fahrzeug als mit einem Raketenflugzeug kommen, das in Tarnfarbe gestrichen ist. Wenn sie an Land gegangen sind, schleichst du dich von hinten in die Maschine und nimmst dich des Kerls an, den sie zurückgelassen haben. Verwickele  ihn oder es in ein Gespräch. Sag, du seist zufällig vorbeigekommen und wärst durstig, ob sie oder er ein Glas Wasser habe.“  Er sprach mit 22/9 in Deutsch wie mit einem echten Menschen, denn er wollte ihn nicht dadurch demütigen, dass er in Programmiersprache mit ihm sprach, wessen er manns gewesen wäre. Vielmehr gab er ihm durch Zuneigung und An-Ihn-Glauben Höchstleistung und Selbstbewusstsein. Roboter waren oft von Minderwertigkeit geplagt.

Die beiden verließen die Örtlichkeit.

„Olf, vergiss niemals, dass du der reiche aber senile Venusier Graf Olf bist. Wir spielen nun unsere Rollen, denn man weiß nie, wer uns beobachtet.“ Er räusperte sich. „Wünsche, wohl geruht zu haben, Herr Graf“, begann er.

Es war bei diesen Worten Rabennacht geworden.

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Von draußen ertönte last not least ein grollendes Schaben, das kein Tier oder Automobil sein konnte, obwohl es dem Geräusch, das ein Hund machte, der mit dem Schwanz an der hinteren Stoßstange eines Autos befestigt worden war, woraufhin der Fahrer davongefahren war, erheblich ähnelte.

„Hört sich an wie ein schnellwendiger Raumkreuzer. Genau der Gefährte, den Lumpen dieses Schlages benutzen würden“, freute sich der Blonde.

Der oder das automatische Meldemodul klickte hochempfindlich und übertrug die Bilder der Videokamera, die über der Haustür eingebracht war, eines leuchtendgrünen Marsmenschen und eines kleinen Merkuriers.

Sie sahen wie gefährliche Verbrecher aus und skrupellose Halunken, obwohl sie dunkle Anzüge und moderne Sonnenbrillen trugen.

Mit den Merkuriern hatte es eine besondere Bewandtnis auf sich.

Sie wuchsen auf Bäumen, wie in anderen Welten der Apfel oder die Birne, und fielen erst, wenn sie reif geworden waren herunter. Dann war ihnen eine fertige Ausbildung und ein Führerschein gewachsen.

Sie machten ihren Eltern nur Freude und unterstützten sie im Alter.

Das Exemplar, das vor der Haustür stand und seine Waren feilbot, bildete eine seltene Ausnahme. Ihm war aus Mutation kein ordentlicher Beruf gewachsen, oder er war schon von Anfang an von Kriminellen in einem Hinterzimmer heimlich angepflanzt worden.

Die Marsmenschen beherrschten Photosynthese. So erklärte sich auch ihr schekelartiger Wulst in der Gesichtsmitte.

„Wir möchten, so es irgend möglich ist, des Grafen Olfens Zeit belangen und seine Hoheit in einer persönlich zu nennenden Angelegenheit ansprechen“, erklärte er jetzt scheinbar respektierlich dem Bildschirm, und einen Augenblick später stand er schon im Flur. „Er behandelt sich um seinen heute stattgefunden habenden Besuch beim Herren Onkel Doktor.“

Sprache beherrschten sie aufs kultivierteste, das musste Kapitän Röser einräumen. Aber die Schmuggelbande hatte seinen Köder gegessen, das war die Hauptsache, und wollte nun auch den Rest erwerben, nämlich die Seele des „Grafen Olf“.

„Mein Herrchen ist wohlgemach, Sie zu empfangen“, sagte er ebenso deklamatorisch und fabrizierte, um der Form genüge zu tun, einen gelenken Kratzfuß.

Die beiden Bösen traten aufs Tapet und schoben ihre Brillen zurecht. Sie  schauten erst Olf, der eben herbeihinkelte, dann Kapitän Röser musterhaft an, sagten: „Es ist eine Falle! Ihr Schweine! Es handelt sich um den fiesen Kapitän Röser!”, und verschwanden auf Nimmerwiedersehn vorerst aus dem Leben der Helden.

Nicht jedoch, ohne vorher einer kleinen Bombe ein Hütchen abzuziehen und diese auf den Boden zu werfen. Auch das Hütchen ließen sie zurück, doch diese Tatsache blieb noch im Dunkeln, denn undurchschaubare Schwärze tat sich augenblicklich kund. Alle Lichter waren gleichzeitig unsichtbar geworden.

Es war natürlich nicht so, dass Kapitän Röser wirklich fies ist. Diese Einschätzung traf von Seiten der Geschäftemacher und kriminellen Elemente dieser Welt zu, nicht von denjenigen, die alles richtig machten.

„Es handelt sich um eine Dinkelbombe“, ließ er sich vernehmen. Er hatte sich versprochen und korrigierte sich sofort:

„Dunkelbombe, besser gesagt.“

Olf wusste es natürlich, denn er hatte auf seinen weitschweifigen Reisen mit dem Kapitän von dieser pazifistischen Waffe mehr als einmal gebraucht gemacht, aber der Erklärungssatz war auf etwaige Zuhörer bzw. Leser gemünzt, die eine solche Waffe noch nicht kannten.

All dies geschah in Sekundenbruchstücken, dann sprang Jürgenens selbstgemachte Atomwaffe wie auf Befehl in seine Hand. „Schneide ihnen den Weg ab, Olf!“, rief er zu Olf vonstatten.

Da grellte ein Schuss durch die nächtliche Stille und Olf war mit einem Schmerzensschrei getroffen. Kapitän Röser schoss blitzesschnell in die richtige Richtung, und der junge Mann vom Mars brach auch in sich zusammen.

Der Merkurier ergriff das Hasenpanier, als er erleben musste, wie sein Kumpane unter dem Eindruck von Kapitän Rösers Schießkünsten völlig regellos zusammenbrach. Dieser suchte und fand die Granate, deren Aufgabe es war, durch antidynamische Vibrationsmogule die Lichtstrahlen zu neutralisieren, und warf sie zum Fenster hinaus. Dort war inzwischen die Nacht eingebrochen, und die Bombe war unter Ihresgleichen völlig harmlos.

Sofort war der Spuk auch schon vorbeigeeilt.

Draußen fuhr der Raumkreuzer gen Himmel auf.

Der Marsmensch war aus Notwehr totgeschossen und verwelkte schon.

Beim besten Willen konnte niemand Kapitän Röser diesbezüglich ein schlechtes Gewissen vorschreiben. Er tötete nicht aus Spaß sondern aus Notwendigkeit, wenn es keine andere Lösung für ein Problem gab, und das wussten alle. Er hatte keine andere Wahl gehabt, wenn er nicht-geschoren davonkommen wollte. Seine Kugel hatte natürlich auch im Dunkeln ihr Ziel gefunden, fand der Marsianer erstaunt, bevor er seinem Schicksal entgegenging.

Olf lag verwundert am Boden. Ein zum Glück harmloses Geschoss hatte ihn umgelegt.

„Es ist nur ein Streifschuss. Wenn ihr mich zurücklasst, könnt ihr es schaffen. Ich werde schon irgendwie durchkommen“, sagte er trotzdem mit ihn verlassender Stimmkraft. Dies kam aber nicht in Frage. Man konnte einen Freund nicht seinem Schicksal aussetzen und in der Wüste alleine zurücklassen. Höchstens um kurz Hilfe zu holen.

Jürgen stürmte hinaus, aber die Gesetzesbrecher hatten durch den regelwidrigen Einsatz der Bombe Vorsprung erhalten und waren weggeflohen.

„Was zum Teufel hat 22/9 eigentlich gemacht?“ fragte Olf ihn. Tja, wer weiß. „Zweiundzwanzig/Neheun!”, rief Kapitän Röser in die Düsternis hinaus.

Aber es kam keine Antwort.

Jürgen wurde beunruhigt: 22/9 hatte bestimmt seinen Befehlen unbedingten Gehorsam geleistet und war nun im flüchtigen Raumschiff!

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